Zuallererst: ein herzliches Willkommen an alle neuen Abonnenten, die über Anke Gröners Blog hergekommen sind. Ihr seid ganz schön viele, und das freut mich sehr!
Heute war endlich das Fotobuch “Nothing Personal – The back office of war” in der Post, und es ist noch viel besser als ich dachte. Nikita Teryoshin besuchte zwischen 2016 und 2023 Waffenmessen auf allen Kontinenten und begab sich in eine bizarre Welt, von der wir Normalsterblichen wirklich überhaupt gar keine Ahnung haben. Zwischen Stellwänden, Käsespießchen und schlechtem Messekaffee werden dort von der Handfeuerwaffe über Artilleriegeschosse bis zur Lenkrakete Produkte verkauft, die anderswo Menschen töten.
Slogans der Hersteller markieren die jeweiligen Kapitel: “70 years defending peace” (Kalashnikov), “See first kill first” (Saab), “Nextgen Lethality” (Rheinmetall). Die Messen fanden in Abu Dhabi statt, in Paris, Minsk oder Seoul. Gesichter sind keine zu sehen, man hält sich bedeckt. Aber Gesichter braucht man auch keine. Flecktarn, Uniformjacken und irgendwie viel zu glänzende Anzüge sprechen Bände. Wer Details braucht, bekommt die Bildunterschriften auf den letzten Seiten nachgeliefert, aber eigentlich braucht man die auch nicht.
Die Bilder sind auf gruselige Weise absolut faszinierend. Klar angeblitzte Ausschnitte, rätselhafte Überlagerungen von Realität und Projektion, alles angesiedelt in dieser typischen Messeästhetik, in der alles irgendwie ein bisschen schäbig wirkt mit den Mietmöbeln, der Auslegeware und den Dekopflanzen. Man schwankt beim Ansehen ständig zwischen Lachen und dem Erschrecken darüber, daß man gerade über Kriegsgerät lacht. Es ist ein wilder Ritt und absolut empfehlenswert.
Noch bis zum 5. April ist die Ausstellung zu “Nothing Personal” in der Freelens-Galerie in Hamburg zu sehen. Wer zum Light-Leaks-Festival nach Luxembourg kommt: dort hält er auch einen Talk. (Und ich hab ein Portfolio Review mit ihm gebucht, aber ob da noch Slots frei sind? Die sind immer so schnell weg.)
Hier noch ein langer Podcast mit Nikita Teryoshin:
Was ich von Teryoshins Buch übrigens persönlich mitnehme ist die Anregung, mich jetzt doch endlich irgendwann mal mit Blitzen zu beschäftigen. Natürliches Licht gut und schön, aber ich hab ehrlich gesagt seit drei Monaten keins mehr gesehen.
Link
Ein Interview mit Nina Papiorek auf Youtube
Terminkalender
bis 11. Februar: Rene Burri, In Deutschland, Kunsthalle Erfurt.
11. Februar: Fassenachts-Photowalk mit Collateral Eyes in Mainz. 12.11 Uhr, Treffpunkt: Hopfengarten.
24. Februar: Streetwalk & Vernissage in Nürnberg mit dem Unposed-Kollektiv und Special Guest Guido Klumpe. 15 Uhr Treffen zum Walk vor dem Fuji-Store. Am Abend Vernissage der Ausstellung von Guido in der Fuji X-Gallery.
bis 26. Februar: Wolken, Fotos von Tobias Bohnet. ASB-Begegnungszentrum Wiesenhäuser, Wiesenstraße 17, Dresden.
16. Februar bis 3. März: Street Photography meets Street Food, Fotos von Dennis Gloth, Schootis Eiscafé Lemförde.
bis 17. März: Evelyn Richter, Ein Fotografinnenleben. Museum der bildenden Künste Leipzig.
30. März: Photowalk mit Unposed Hannover, 14 Uhr am Opernhaus.
bis 1. April 2024: Barbara Klemm: Frankfurt-Bilder, Historisches Museum Frankfurt.
18. April bis 27. Juni: Ute und Werner Mahler: Kleinstadt. Hamburger Werkstatt für Fotografie.
26-28. April: Italian Street Photo Festival in Rom.
3. bis 6. Mai: Dublin Street Photography Festival.
4. Mai: Eröffnung der Ausstellung vom Dorfcollective, Nebn-Galerie, Eisenstraße 91, Düsseldorf.
9. bis 12. Mai: Light Leaks Festival Luxembourg.
22. Juni: Photowalk mit Unposed Hannover, 14 Uhr am Opernhaus.
23. Juni: Photowalk mit Collateral Eyes in Frankfurt. Stay tuned!
12./13. Juli 2024: Meet & Street Hamburg.
Wettbewerbe
Italian Street Poto Festival, Einzelbilder und Serien, Deadline: 3. März.
La vie en bleu, Stipendium und Ausstellung in Nizza. Deadline: 15. März. www.ximenaechague.com.
Brussels Street Photography Festival, Einzelbilder und Serien, Deadline: 24. März.